Sonntag, 14. Juni 2009

Die Hausse nährt die Hausse - Aktien und Brentoil

Was gibt es für einen Kapitalanleger – egal ob Privatinvestor, Vermögensverwalter oder Fondsmanager – Schlimmeres, als Wertpapiere im Depot zu haben, die im Kurs fallen? Die Antwort ist genauso einfach wie verblüffend: Für die meisten Investoren ist es schlimmer, nicht investiert zu sein, wenn die Kurse steigen, als selbst von fallenden Kursen betroffen zu sein. Zuzusehen, wie Andere Geld verdienen, während man selbst nur am Seitenrand steht und leer ausgeht, ist für etliche Investoren nahezu unerträglich. Inzwischen gibt es verschiedene wissenschaftliche Studien, die dieses seltsam anmutende Phänomen belegen.Aber menschliches Verhalten ist ja bekanntlich in den seltensten Fällen rational und logisch. Warum aber erwähne ich diesen Zusammenhang heute. Ganz einfach. Weil dieser simple Mechanismus dafür verantwortlich ist, dass sich Aufwärtsbewegungen am Aktienmarkt ab einem gewissen Anstiegsniveau oft verselbständigen. Die Kurse steigen dann allein deswegen weiter, weil es den noch nicht investierten Anlegern unerträglich ist, den steigenden Kursen tatenlos hinterher zu schauen. Ohne jeden rationalen (fundamentalen) Grund springen diese emotional getriebenen Investoren auf den rollenden Zug auf. Egal zu welchem Preis. Sie wollen einfach unbedingt auch noch dabei sein.In der Konsequenz steigen die Kurse dann immer schneller, immer weiter. Bis … ja bis eine ausreichend große Anzahl an Investoren erkennt, dass die Kurse der wirtschaftlichen Grundlage zu weit voraus gelaufen sind. An diesem Punkt setzt dann meist ein schneller und kräftiger Abverkauf ein, der die vorherige Übertreibung wieder korrigiert. Aktuell mehren sich die Anzeichen für eine solche Neid getriebene Kaufpanik. Seien Sie also in den nächsten Wochen vorsichtig, denn nach einem so fulminanten Anstieg könnte ein möglicher Rückschlag heftig ausfallen.

Öl: Brent Crude Oil – Ende der Fahnenstange in Sicht

Brent C.O. hat die 70 USD-Marke geknackt. Damit wurde aus technischer Sicht weiteres Kurspotential freigesetzt. Damit besteht nun kurzfristig weitere Luft bis 75 USD. Das aus unserer Sicht fundamental gerechtfertigte Potential wäre schon bei Ölpreisen um 60 USD ausgeschöpft gewesen. Aber wie heißt es so schön? Die Hausse nährt die Hausse! Und so bleiben wir weiterhin im Ölmarkt engagiert, sichern aber die Gewinne ab. Dass sich diese Aufwärtsbewegung auch in den kommenden Wochen in diesem Ausmaß fortsetzen wird, halten wir aber für unwahrscheinlich. Derzeit werden pro Tag noch immer über 1 Mio. Barrel Öl mehr aus dem Boden geholt als letztendlich verbraucht werden. Diese Schere wird sich erst in den kommenden Monaten schließen.Die Öl-Lagerbestände befinden sich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Zwar gab es zuletzt immer wieder die eine oder andere Woche, in der die ausgewiesenen US-Rohöllagerbestände sanken, doch letztendlich installierte sich noch kein nachhaltiger Trend zum Bestandsabbau. Die aktuellen US-Rohöllagerbestandsdaten weisen für die letzte Woche zwar wieder einen Abbau aus. Aber erst die nächsten Wochen werden bestätigen, ob es sich um eine Trendumkehr handelt.Was treibt also den Ölpreis in diesen Wochen? Neben der Hoffnung auf eine Erholung der Weltwirtschaft ist derzeit viel spekulatives Kapital im Markt vorhanden. Und es strömt weiter in den Markt. Der schwache US-Dollar stützt ebenfalls die Ölpreise.Anleger, die noch keine Engagements im Ölbereich haben, sollten auf dem aktuellen Niveau auch nicht mehr einsteigen; zu groß ist die Gefahr einer unmittelbar bevorstehenden Korrektur. Je länger nun eine Korrektur ausbleibt, umso heftiger dürfte sie dann ausfallen. Ob diese nun bei 75 USD oder erst oberhalb von 80 USD startet, bleibt abzuwarten. Doch spätestens bei Kursen von über 80 USD wird die Luft für Brent C.O. dünn, zu dünn! Preise über 80 USD sind nicht einmal mehr durch eine sehr optimistische Annahme einer baldigen globalen Konjunkturerholung gerechtfertigt.

Finanznewsletter.de, 6.Jahrgang, Ausgabe Juni 2009, 13.6.2009

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